Am 10. Februar 1870 wird Georg Friedrich (Fritz) Klimsch als drittes Kind des Kunstmalers Eugen Johann Georg Klimsch und dessen Ehefrau Anna Helene, geb. Burkard in Frankfurt geboren. Er entstammt der Frankfurter Künstler- und Unternehmerfamilie Klimsch, aus der seit 1812 Kupferstecher, Lithographen, Kunstmaler und mit ihm nun auch ein Bildhauer hervorgingen.
Nach dem Besuch des Realgymnasiums zieht es ihn bereits im Herbst 1886 im Alter von erst 16 Jahren von Frankfurt nach Berlin zum Studium an die Königliche Akademische Hochschule für bildende Künste. Dort studiert er zunächst in der Modellierklasse von Albert Wolff und danach bei Fritz Schaper. Als seine eigentlichen Lehrmeister nennt er allerdings in seinen „Erinnerungen und Gedanken eines Bildhauers“ Auguste Rodin und Adolf von Hildebrand.
Mit 24 Jahren erhält er 1894 eine erste Auszeichnung, den „Großen Staatspreis“ an dieser Hochschule. Im selben Jahr heiratet er Irma Maria-Florentine Lauter in Frankfurt und bezieht sein erstes Atelier in der Schillerstraße 21 in Berlin. In diesem Atelier arbeitet Fritz Klimsch bis zu seinem Wegzug aus Berlin nach der Zerstörung seiner Wohnung Ende 1943.
Studienreisen nach Paris (Bekanntschaft mit Auguste Rodin), Italien und später auch Griechenland stärken seine Bindung an die klassische Kunst.
1898 gründet Fritz Klimsch zusammen mit Max Liebermann, Walter Leistikow und Franz Skarbina die Berliner Sezession, deren Ausstellungen er regelmäßig beschickt.
Bedeutende Aufträge, wie die Ausführung des Virchow-Denkmals in Berlin im Jahr 1906, das glücklicherweise die Kriege überstanden hat und auch heute noch in Berlin vor der Charité zu finden ist, verschafften ihm bereits in jungen Jahren eine große künstlerische Anerkennung.
1910 wird er zum Ordentlichen Professor ernannt, 1911 wird er Mitglied und 1916 Senator der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin.
1921 erhält er einen Ruf auf den Lehrstuhl für freie und angewandte Kunst an die Akademische Hochschule für Bildende Künste in Berlin, den er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1935 innehat. Als selbständiger freischaffender Künstler arbeitet Fritz Klimsch danach weiterhin für private wie auch öffentliche Auftraggeber.
Insbesondere in den beiden ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts genießt Fritz Klimsch große Anerkennung und Interesse in den führenden Kreisen der Kunst, Kunstakademien, Wissenschaft und Sammler sowie in der Politik und Wirtschaft.
Er gewinnt Wettbewerbe, erhält Kunstpreise, bekommt private und öffentliche Aufträge und kann sich damit auch eine wirtschaftliche Unabhängigkeit von Kunsthändlern und Galeristen leisten. Er führt ein großzügiges gesellschaftliches Leben, unternimmt Reisen und sorgt für den Unterhalt seiner großen Familie.
Zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis zählen neben Künstlerkollegen wie die Maler Max Liebermann, Max Slevogt, Lovis Corinth, Theo von Brockhusen, Max Pechstein, Robert Breyer sowie die Bildhauer August Gaul, Georg Kolbe, Richard Scheibe auch die Wissenschaftler Albert Einstein, Aby Warburg und Max Planck. Auch Gerhart Hauptmann, Paul Cassirer, Carl Duisberg und viele andere bekannte Persönlichkeiten können hier genannt werden.
Nach dem 1. Weltkrieg gewinnen in den zwanziger Jahren neue Stilrichtungen in der Kunst wie Expressionismus, Surrealismus und abstrakte Malerei auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Die an der Klassik ausgerichteten Bildhauer wie Fritz Klimsch, Georg Kolbe, Richard Scheibe u.a. verlieren an Aufmerksamkeit und Bedeutung. Inflation und wirtschaftliche Depression bis in die dreißiger Jahre sind wesentliche Gründe dafür, dass für Kunst und die Künstler weniger Geld zur Verfügung steht. Damit entfallen viele öffentliche Aufträge wie auch Käufe von privaten Sammlern.
Klimsch, der Zeit seines Lebens für einen großen Teil seiner Familie auch finanziell sorgen muss, trägt dem Rechnung, indem er seine sehr große Wohnung in der Bismarckstraße, in der er Jahrzehnte lang als großzügiger Gastgeber Freunde und Sammler aus allen künstlerischen, kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen empfing und mit ihnen Feste feierte, aufgibt und in eine wesentlich kleinere Wohnung in der Knesebeckstraße einzieht.
Sein großer Mäzen, der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG in Leverkusen, Carl Duisberg, hält ihn durch viele private Käufe und auch Firmenaufträge der Bayer AG bis Mitte der dreißiger Jahre finanziell über Wasser.
Aus finanziellen Gründen verkauft Klimsch in dieser für ihn wirtschaftlich schwierigen Zeit an die Firma Rosenthal die Rechte zur Fertigung und zum Vertrieb einiger sehr beliebter kleinerer Skulpturen in höheren Auflagen in Porzellan und Keramik. Dabei wird die Hockende aus dem Jahr 1926 der größte Erfolg.
Die durch die Nationalsozialisten herbeigeführte Änderung in der Kulturpolitik wendet sich wieder in die Richtung der von Klimsch unverändert vertretenen griechischen und klassischen Bildhauerei. Er erhält wieder mehr Aufträge von Privatsammlern und auch von Regierungsstellen.
Klimsch beschickt wie auch schon früher die jährlichen Kunstausstellungen der Preussischen Akademie der Künste sowie die jährliche Große Deutsche Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München. Auch Preise und Ehrungen werden ihm wieder zuteil. Das Dritte Reich verherrlichende Monumentalplastiken gibt es von Klimsch nicht. Aufgrund der hohen künstlerischen Qualität seines Oeuvres genießt er auch während des Nationalsozialismus eine große Anerkennung als einer der führenden Bildhauer. Und trotz der Anerkennung seiner Bildhauerkunst durch die Regierung und führende Nationalsozialisten tritt Klimsch nicht als Mitglied in die NSDAP ein, denn sein Credo und sein Interesse gilt der Kunst und nicht der Politik.
Nach der Ausbombung seiner Wohnung 1943 verlässt Klimsch Berlin zusammen mit seiner Ehefrau und der Tochter Margot, kommt einige Zeit unter in einem Künstlerheim in Strassengel (Nieder-Österreich), um 1944 schließlich in Salzburg sein größtes Lebenswerk, den schon weitgehend als Tonmodell fertiggestellten Mozartbrunnen dort zu vollenden. Das gelingt leider nicht, da das fast fertige überlebensgroße Tonmodell beim Einzug der amerikanischen Besatzungstruppen umgestoßen wird und zerbricht.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wird Klimsch zusammen mit seiner Familie im Februar 1946 als Reichsdeutsche aus Österreich ausgewiesen. Sie ziehen nach Saig im Schwarzwald in ein kleines Bauernhaus, das die Familie schon seit vielen Jahrzehnten als Sommerhaus angemietet hatte und in das sich sein ältester Sohn mit seiner Ehefrau und Kind bereits zurückgezogen hatte.
Unter schwierigsten Bedingungen baut er dort mit der Erschaffung von Kleinplastiken in einem winzigen in ein Atelier umgewandelten ehemaligen Speicherraum wieder eine Existenz für sich und seine nunmehr sechsköpfige Familie auf.
Anlässlich seines 85. Geburtstages am 10. Februar 1955 ernennt ihn die Gemeinde Saig zu ihrem Ehrenbürger. Zum 90. Geburtstag 1960 verleiht ihm der Bundespräsident das große Bundesverdienstkreuz am Band. Kurz danach stirbt Fritz Klimsch am 30. März 1960 in einer Klinik in Freiburg. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Saig.
Zusammenfassend lässt sich folgendes sagen:
Fritz Klimsch hat in seinem langen Leben schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Im ersten Weltkrieg fiel sein Sohn Reinold, der älteste Sohn Uli geriet für drei Jahre in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er sich durch eine monatelang andauernde Flucht zwar befreien konnte, aber an deren physischen und psychischen Folgen er bis an sein Lebensende litt. Und das Leben seiner Tochter wurde durch eine Knochentuberkulose so stark beeinträchtigt, dass sie ihr ganzes Leben in der Obhut ihrer Eltern verbrachte.
Seine persönlichen und künstlerischen Erfolge musste Klimsch sich durch seinen großen Fleiß hart erarbeiten. Dabei halfen ihm neben seiner außerordentlichen Begabung als Bildhauer seine Liebe zur klassischen Musik (besonders Mozart), die insbesondere auch in vielen seiner weiblichen Skulpturen spürbar wird. Dazu kommt seine starke Beziehung zur Natur. Wanderungen durch die Berge in Südtirol und später dann verstärkt im Schwarzwald hat er ebenso genossen wie die Besuche in Griechenland und Italien. Er liebte das gesellige Leben, hatte viele Freunde und Bewunderer seiner Kunst und fand immer Rückhalt bei seiner Frau und in der Familie.
Aufgrund seiner persönlichen Kunstauffassung, die in der klassischen Antike begründet ist und von ihm weiter entwickelt wurde, modellierte er ästhetisch vollendete, ausdrucksstarke und zum größten Teil sehr schöne Skulpturen, die technisch und handwerklich und insbesondere materialgerecht ausgeführt sein mussten. Dabei arbeitete er von Anfang an seit Beginn des Jahrhunderts bei seinen für den Bronzeguss vorgesehenen Skulpturen mit der Bronzegiesserei Noack (heute Bildgiesserei Hermann Noack) zusammen. Diesen, seinen persönlichen Prinzipien blieb er sein ganzes Leben lang treu. Und das ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass viele seiner Skulpturen auch heute noch auf eine große Anerkennung und Interesse bei Sammlern und Kunstliebhabern stoßen und nach wie vor auf dem Kunstmarkt angeboten und gekauft werden.